Global kämpfen Organisationen immer noch damit, Teams zu bilden, die Daten wirklich nutzen und in Unternehmenswert transformieren können. Eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture und des Data-Analytics-Spezialisten Qlik mit dem Titel „The Human Impact of Data Literacy“ untersucht das Verhältnis von Daten und Mitarbeiter-Befinden in Unternehmen.
Laut der Untersuchung „The Human Impact of Data Literacy“ ist den meisten Unternehmen weltweit zwar die Bedeutung von Daten in einer immer stärker digital geprägten Geschäftswelt durchaus bewusst. Jedoch gibt es eine bemerkenswerte Lücke zwischen dem Bestreben vieler Organisationen, datengetrieben zu agieren – und der Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter, mit Hilfe von Daten tatsächlich Geschäftswert zu schaffen.
Auffällig ist: Wenn Mitarbeiter Schwierigkeiten haben, Daten zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten, kann das Produktivität und Geschäftswert eines Unternehmens massiv beeinträchtigen. Die Umfrage von Accenture und Qlik unter 9.000 Mitarbeitern aller Job-Levels auf der ganzen Welt ergab, dass Organisationen jedes Jahr durchschnittlich mehr als fünf Arbeitstage (43 Stunden) pro Mitarbeiter verlieren – weil Mitarbeiter Aufgaben mit Daten-Bezug aufschieben oder sich aufgrund von Stress durch Informations-, Daten- und Technologie-Probleme krankmelden (Deutschland: 36 Stunden und 52 Minuten). Das entspricht einem Produktivitätsverlust in Milliardenhöhe auf der ganzen Welt – zum Beispiel 109,4 Milliarden Dollar in den USA und etwa 21,46 Milliarden Euro in Deutschland.
Vertrauen in eigenen Entscheidungen schwindet
Die Studie untersucht, wie sich diese Datenkompetenz-Lücke auf die Fähigkeit von Organisationen auswirkt, in der Analytics-Economy erfolgreich zu sein. Signifikant ist, dass fast alle befragten Mitarbeiter weltweit (87 Prozent) Daten zwar als erfolgskritisch für ihre Arbeit wahrnehmen – jedoch nur wenige Befragte Daten nutzen, um auf deren Grundlage Entscheidungen zu treffen:
Nur 25 Prozent der interviewten Mitarbeiter sind der Meinung, dass sie gut auf die effektive Nutzung von Daten in ihrem Job vorbereitet worden sind (in Deutschland sogar nur 14 Prozent). Und nur 21 Prozent haben Zutrauen in ihre eigene Datenkompetenz und in ihre Fähigkeit, souverän mit digitalen Informationen umzugehen – also Daten zu lesen, sie zu verstehen, zu hinterfragen und mit ihnen zu arbeiten (Deutschland unterdurchschnittlich mit 17 Prozent). Darüber hinaus vertrauen nur 37 Prozent der befragten Mitarbeiter ihren Entscheidungen mehr, wenn diese auf Daten basieren (Deutschland: 42 Prozent).
Unwohl bei der Arbeit mit Daten
Deutlich wird laut der Untersuchung, dass ein Mangel an Daten-Kenntnissen die Produktivität deutlich behindert. Fast drei Viertel (74 Prozent) der global befragten Mitarbeiter geben an, sich überfordert oder unwohl zu fühlen, wenn sie mit Daten arbeiten (Deutschland ebenfalls 74 Prozent) – was sich negativ auf die Gesamtleistung auswirkt.
Einige überforderte Mitarbeiter suchen sogar aktiv Wege, Aufgaben mit Datenbezug ganz zu vermeiden. Und 36 Prozent der befragten Mitarbeiter geben an, mögliche andere Wege zu finden, um ihre Aufgaben zu erledigen, jedoch ohne Daten verwenden zu müssen. Sechs von zehn Befragten (61 Prozent) geben in der Studie an, dass Datenüberflutung ihrer Meinung nach Stress am Arbeitsplatz begünstigt (Deutschland: 54 Prozent). Und nahezu ein Drittel (31 Prozent) der weltweiten Studien-Teilnehmer hat aufgrund von Stress wegen Informations-, Daten- und Tech-Problemen schon einmal einen Krankheitstag eingereicht (Deutschland: 28 Prozent).
Hoffen auf mehr Produktivität
Die Ergebnisse der Studie legen den Schluss nahe, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter darin unterstützen sollten, einfacher, sicherer und selbstbewusster mit Datenerkenntnissen Entscheidungen zu treffen. Denn Mitarbeiter, die sich selbst als datenkundig wahrnehmen, fühlen sich um mindestens 50 Prozent eher in der Lage und befugt, bessere Entscheidungen zu treffen und sicher aufzutreten.
Darüber hinaus ist deutlich mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Mitarbeiter weltweit der Meinung, dass Schulungen in Bezug auf Datenkompetenz die Produktivität steigern können (Deutschland im Durchschnitt mit 37 Prozent).
Konkrete Schritte zur Datenkompetenz
Im Report zur Studie „The Human Impact of Data Literacy“ empfehlen Qlik und Accenture konkrete Schritte, die Unternehmen und Organisationen bei der Planung ihrer Datenkompetenz-Strategie berücksichtigen sollten. Die Handlungs-Anregungen befassen sich unter anderem mit der Förderung einer datenorientierten Mitarbeiterschaft, mit der Definition klarer Datenerwartungen und -ziele und mit dem Etablieren einer gemeinsamen, unternehmensübergreifenden Daten-Kultur.
Über die Studie
Die neue Studie basiert auf Untersuchungen, die unter 9.000 Vollzeitbeschäftigten weltweit in Organisationen mit mehr als 50 Mitarbeitern in Großbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich, Singapur, Schweden, Japan, Australien und Indien durchgeführt wurden. Befragt wurden 1.000 deutsche Mitarbeiter.
Um den durchschnittlichen Zeitverlust für Organisationen durch datenbedingtes Aufschieben von Aufgaben und durch Krankheitstage mit Daten- und Technologiebezug pro Jahr zu berechnen, wurde Summe der durch Aufschieben angefallenen durchschnittlichen Arbeitsstunden pro Woche (gemessen an der durchschnittlichen Arbeitswoche in Deutschland mit 46,5 Wochen) zusammen betrachtet mit den durchschnittlichen Krankheitstagen pro Jahr (bedingt durch Daten- oder Technologie-Bezug). Die pro Mitarbeiter verlorene Zeit (Deutschland) wurde mit 36 Stunden 52 Minuten pro Jahr berechnet. (rhh)