„Know your Customer“-Prinzip effizient umsetzen

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Seit 2020 gelten für bestimmte Unternehmen verschärfte Prüfungs- und Meldepflichten, um Geldwäsche oder Terrorfinanzierung aufzudecken. Ein Aufwand, der sich angesichts der Vielzahl von Datenquellen kaum mehr manuell bewältigen lässt. Doch wer die richtigen Parameter kennt, der kann eventuellen Strafen wegen möglicher Verstöße gegen „Know your Customer“ (KYC) entgehen, zumal sie sich mit einer technischen Lösung effizient vermeiden lassen. Denn KYC gilt nicht nur für Finanzinstitute.

„Kenne deinen Kunden“ oder auch „Know Your Customer“ (KYC) klingt harmlos. Doch dieses Prinzip bedeutet für Finanzinstitute schon seit 2017 einen enormen Aufwand. KYC verpflichtet neben der Identitätsfeststellung auch zu einer umfassenden Risikoanalyse für Neu- und Bestandskunden. Inzwischen geht der Kreis der „Verpflichteten“ weit über den Finanzsektor hinaus. Auch Digitalplattformen, Immobilien- und Kunst- sowie Güterhändler müssen bei Barzahlungen hoher Beträge künftig KYC-Prüfungen durchführen.

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Auch Notare, Makler sowie große Digitalplattformen mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum, Kunstvermittler und nicht zuletzt alle Güterunternehmen zählen zu den „verpflichteten Unternehmen“, die KYC-Risikoanalysen durchführen müssen, wenn sie Kaufverträge mit einem Volumen von über 10.000 Euro über Barzahlungen abwickeln. „Verpflichtete“ sind auch Autohäuser, Luxusartikel- und Edelmetallhändler, die zudem bei Gold ähnlich wie bei Glücksspielanbietern bereits ab 2.000 Euro Herkunft und Besitzverhältnisse der Barmittel prüfen müssen.

Hohe Anforderungen

KYC erfordert eine eindeutige Identifizierung und Überprüfung von Neukunden sowie eine regelmäßige Folgeanalyse bei Bestandskunden und eine Dokumentation dieser Risikobewertungen. Die zur KYC-Analyse verpflichteten Unternehmen sind damit Teil der Präventionsstrategie ihrer Behörden, um Geldwäsche und Terrorfinanzierung frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Zu der Identifizierung eines Vertragspartners gehören auch die Feststellung der tatsächlichen Besitzverhältnisse sowie des oder der wirtschaftlich Berechtigten und die Überprüfung des wirtschaftlichen Hintergrundes.

Für das Onboarding eines Neukunden sowie die regelmäßig zu erfolgenden Due Diligence-Nachprüfung von Bestandskunden und ihren Zahlungsströmen bedeutet dies, dass jedes Mal Dutzende interne und externe Datenquellen auszuwerten sind, die jeweils aus mehreren Millionen Datensätzen bestehen.
Wollen diese ihrer „Sorgfaltspflicht“ ordnungsgemäß nachkommen, müssen die Verpflichteten alle Informationsquellen weltweit auswerten. Und die Anzahl der Daten- und Informationsquellen ist schier unendlich. Eine Auswertung der internen Datenquellen mit den verfügbaren Suchfunktionen relationaler Datenbanken mag noch schnell gelingen; aber eine umfassende Prüfung auch externer Quelle geht zu einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand nur mit einer IT-Lösung.

Datenbanken mit Abermillionen Datensätzen

Der Markt bietet IT-basierten KYC-Analysetools, darunter das ListSearch Compliance Server (LSS Suite) der DTI Schweiz AG. Im Fokus steht das Namematching. Um bei einer Risikoanalyse die gesuchte Person oder Unternehmen aus einer Vielzahl von Datenquellen zu finden, kommen wie bei einer Suchmaschine für den Such- und Identifikationsprozess komplexe Algorithmen für semantische, linguistische und phonetische Analysen zum Einsatz, um Datenbankinhalte zunächst zu erfassen und zu indexieren.

Das Problem dabei ist, dass die Daten aus den verschiedenen Quellen nur teilweise strukturiert sind und unstrukturierte Daten wie Fließtexte, Video oder Audiodateien sowie verpackte oder geschützte Dateien wie ZIP oder PDF sich ohne Aufbereitung einer Indexierung für die anschließende automatische Auswertung entziehen. Häufig müssen zunächst Texterkennungsprogramme Dokumente auslesen, Audioaufzeichnungen in Text (Speech to Text) umgewandelt werden, bevor sie überhaupt für eine Auswertung bereitstehen. Und bei der Auswertung mittels OCR (Optical Character Recognition) oder Speech to Text-Umwandlung passieren Fehler.

Zudem existieren unterschiedliche Schreibkonventionen, werden Personen-, Orts- und Unternehmensnamen in unterschiedlichen Varianten geschrieben. Hinzu kommen Zahlendreher, in vielen Sprachen unbekannte Umlaute oder Zeichensätze. Was selbst Suchmaschinen wie Google oder Bing bisweilen nicht befriedigend gelingt, ist bei Suchmaschinen in Unternehmensanwendungen erst recht bisher nicht selbstverständlich; für KYC aber unentbehrlich.

Boolsche Logik muss passen

Entgegen den Funktionen von Datenbanken, die weitgehend nur mit strukturierten Informationen umgehen können und meist lediglich boolsche Operatoren (and, or, nor) zur Suche zur Verfügung stellen, sind leistungsfähige und intelligente Suchlösungen wie die LSS Suite in der Lage, über standardisierte Schnittstellen sämtliche digital vorhandene Informationen und Daten aufzubereiten und zu indexieren.
Während in einer Relationalen Datenbank normalerweise die Erfassung, Datenhaltung und Verknüpfung von strukturierten digitalisierten Daten im Vordergrund steht, liegt bei der LSS Suite der Fokus auf der Anbindung sämtlicher im Unternehmen vorhandener digitaler Datenquellen, wie File-Systeme, Customer Relationship Management- und Enterprise Content Management-Systeme, gescannte und OCR erkannte Dokumente, Sprach- und Video Dateien.

Hinzu kommen bei KYC mit der LSS Suite zusätzlich nun zig Millionen externe strukturierte und allzu oft unstrukturierte Daten, die vor der Auswertung ebenso aufzubereiten und zu indexieren sind. Und bei diesen externen Quellen ist schon die hohe Frequenz von Aktualisierungen eine zusätzliche Herausforderung. Alleine World-Check stellt seinen Kunden jeden Tag bis zu 1.000 Änderungen bereit.
Konnektoren erschließen beliebige Datenquellen

Die LSS Suite ist in der Lage, über Konnektoren unterschiedliche Typen von Datenquellen einzubinden, auszuwerten und zu indexieren. Damit Kunden ihre eigene sensiblen Kundendaten nicht aus der Hand geben müssen, ist die LSS Suite eine On-Premises-Lösung, die also stationär auf eigenen Servern läuft.
Externe Datenquellen werden dafür einmal eingelesen und Aktualisierungen je nach Bedarf täglich nachgeladen. Konnektoren haben die Aufgabe, beliebige Datenbanken, Filesystemquellen (World-Check, Thomson Reuters, SWIFT) aber auch Webinhalte (Presse, PEP- und Listen wie OFAC) zu erschließen. Für die Datenquellen beherrschen die LSS-Konnektoren zudem die inkrementelle Indexierung, also die automatische Indexierung von Datenänderungen. Für externe Quellen ist es zudem von entscheidendem Vorteil, dass die LSS Suite auf einer offenen Architektur wie XML oder ReST (Representational State Transfer) basiert.

Die über die Konnektoren gesammelten Daten bereitet die LSS Suite vor ihrer Überführung in den Indexer auf. Über Filter (Conversion) werden die unterschiedlichen Dateiformate (Word, Excel, PowerPoint, PDF, HTML, RTF, TEXT, ZIP) in ein einheitliches, lesbares Format für den Indexer überführt. Bei der Spracherkennung der zu indexierenden Inhalte sind darüber hinaus Kontrollen und Korrekturen notwendig. Hier stellt die LSS Suite nebst den üblichen Funktionen wie Tokenizierung, Synonyme Darstellung, Spell Checking, Lemmatisierung, Entitäten Extraktion, Phonetic, usw. für das Namematching zusätzliche hochgradig spezialisierte Funktionen bereit.

Schlüsselfunktionen im Indexer

Der Indexer in der LSS Suite bildet das Kernstück der Suchfunktionen und ist letztlich den Erfolg des Systems sowie dessen Fähigkeit, die richtigen Matches zu identifizieren und automatisch Alarm zu schlagen bei einem Treffer, verantwortlich. Das Konzept der Datenaufbereitung unterscheidet sich bei jedem Hersteller. Und weil es eine Schlüsselfunktion in einem KYC-System bildet, sollten Kunden bei der Auswahl der für sie passenden Lösung genau prüfen, ob die jeweilige Lösung zu ihnen passt.

Denn der Indexer hat die Aufgabe, die Daten bei der Indexierung intern so zu strukturieren, dass selbst in extrem großen Datenmengen und bei komplexen sowie sehr spezifischen Suchen, Resultate innerhalb Sekundenfrist zur Verfügung stehen. Basierend auf diesem Index ist es auch möglich, den Nutzer aktiv über neue Inhalte, die die vordefinierten Kriterien erfüllen, automatisch zu informieren. Deshalb stellt die LSS Suite neben einer einfachen Abfragesprache wie bei Google weitere Abfrageoptionen bereit.
Das Namematching Framework der LSS Suite beherrscht verschiedene Fragetechniken und stellt sie in einem gezielten Workflow zu sogenannten Suchkaskaden zusammen, um diverse Aspekte der Namenssuche abzudecken. Der Benutzer muss sich dabei aber nicht um die Formulierung von komplexen Fragen kümmern, sondern kann lediglich die zu suchenden Kriterien eingeben. Den Rest arbeiten die LSS Suite vollautomatisch ab.

Für den Nutzer ist die Ergebnisausgabe so aufbereitet, dass er sich nur noch um die Bewertung der als potentiell relevant erkannten Treffer kümmern muss. Auch das Ranking der Ergebnisausgabe ist ein Qualitätsfaktor der LSS Suite. Denn nur über ein gutes Ranking wird die „Spreu vom Weizen“, also relevante von unrelevanten Treffern, getrennt. Je nach Interessensgruppe im Unternehmen oder nach Art der Suchapplikation können die Anforderungen an das Ranking der Resultate unterschiedlich ausfallen. Deshalb bietet die LSS Suite auch die Möglichkeit, das Ranking an die verschiedenen Bedürfnisse der Nutzer gezielt anzupassen.

RoI binnen kürzester Zeit

Erst mit dieser intuitiven Bedienung, den automatischen und sicheren Prozessen im Namematching Framework, spielt die LSS Suite auch ihre wirtschaftlichen Vorteile aus. Schon für Nutzer mit wenigen Dutzend Überprüfungen am Tag, rechnet es sich in kürzester Zeit, wenn man den manuellen Aufwand mit einer automatisierten KYC Lösung vergleicht.

Die Namen eines Neukunden und seinem Unternehmen sind typischerweise in zwei bis drei internen Datenbanken von Hand zu durchsuchen. Anschließend sind Sanktionslisten in Dokumenten oder Online manuell zu durchforsten. Jedes System verfügt über unterschiedliche Logins und Suchsyntax; zusätzlich sind für eine halbwegs korrekte Prüfung minimale Suchvariationen durchzuführen.

Dabei erlauben viele Datenbanken nicht einmal eine Suche mit Platzhalter und beherrschen erst recht keine komplexeren Fragestellungen oder Suchkaskaden. Selbst erfahrene Compliance-Mitarbeiter brauchen also für jeden Kunden mindestens fünf Minuten. Und dieser Aufwand ist auch regelmäßig mit Bestandskunden fällig. Bereits bei Banken mittlerer Größe können mit bis zu 70.000 Neu- und Bestandkunden pro Jahr kommen im Ergebnis schnell drei bis vier Vollzeitstellen zusammen, die sich über LSS Suite substituieren lassen.

Vor allem Online-Finanzinstitute, die bis zu 15.000 Neukunden pro Tag prüfen müssen, schaffen dies ohne ein solches System überhaupt nicht mehr. Weitere Vorteile kommen noch hinzu. Denn nach GwG „Verpflichtete“ Unternehmen müssen ihre KYC-Risikobewertungen auch dokumentieren. Das ist vor allem wichtig, wenn zuständige Behörden Auskunft über einzelne Kunden begehren. In diesem Fall müssen unter Umständen Listen mit mehreren 1.000 Namen gegenüber dem Kundenstamm geprüft werden. Selbst bei wenig Kunden ein riesiger Aufwand.

Zeit sparen, Compliance verbessern, Strafen vermeiden

Angesicht der GwG der einzelnen Nationen, der internationalen Datenquellen und der verschärften Strafen, die bei der Begünstigung von Geldwäsche oder Terrorfinanzierung fällig werden, ist ein automatisiertes KYC-System wie die LSS Suite der vernünftige Weg für „Verpflichtete“ Unternehmen, um Bußgelder sowie Vertrauens- und Reputationsschaden gleich von Beginn an zu vermeiden.

Peter Angehrn ist Chief Technology Officer bei der DTI Schweiz AG.

DTI Schweiz AG